Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz (MWAEK)

 

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Brandenburgischer Ausbildungskonsens wird bis 2027 fortgeschrieben

Das Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit setzt seine Arbeit in der neuen Legislaturperiode fort. Die Mitglieder wollen sich auch in Zukunft in enger Zusammenarbeit für eine Stärkung der dualen Berufsausbildung einsetzen.

Potsdam 8. September 2025. Zum Start des neuen Ausbildungsjahres hat das Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit heute in der Staatskanzlei ein starkes Signal für die Fachkräftesicherung und damit die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Brandenburg gesetzt. Im Mittelpunkt der Sitzung stand die Unterzeichnung der Fortschreibung des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses 2025-2027. Mit dem Strategiepapier bekräftigen die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg, der Brandenburgische Handwerkskammertag, die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, der Landesverband der Freien Berufe Land Brandenburg e.V. sowie die Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Landesregierung ihr gemeinsames Engagement für die duale Berufsausbildung.

Der Erfolg der bisherigen Zusammenarbeit der Partner zeigt sich an den jährlich neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträgen nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO): So konnte im Jahr 2024 der im Ausbildungskonsens vereinbarte Zielwert von 10.000 neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträgen erreicht werden. Die Partner halten auch für die Zukunft an dieser Zielmarke fest.

Weitere Schwerpunkte der Auftaktsitzung des Bündnisses für Gute Arbeit lagen auf der Stärkung der beruflichen Orientierung insb. durch praxis- und projektorientiertes Lernen sowie auf der Fachkräftesicherung und -bindung in den Pflege- und Gesundheitsberufen. Angesichts des angespannten Arbeitsmarktes unterstrichen die Bündnispartner die Bedeutung des Gremiums als zentrale arbeitspolitische Dialogplattform im Land. In den nächsten vier Jahren sollen weiterhin gemeinsam die Weichen für eine zukunftsfähige Arbeitswelt im Sinne Guter Arbeit gestellt werden.

Kathrin Schneider, Ministerin und Chefin der Staatskanzlei Brandenburg: „Mit der Fortschreibung des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses senden wir ein klares Signal: Brandenburg investiert in die Zukunft seiner jungen Menschen und in die Stärke unseres Wirtschaftsstandortes. Der Arbeits- und Bildungsmarkt entwickelt sich rasant. Umso wichtiger ist es, Bedarfe frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Mit unseren Partnern aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden wollen wir Brandenburg als attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsort weiter stärken, neue Perspektiven eröffnen und Fachkräfte im Land halten.“

Dr. Ramona Schröder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit: „Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass wir digitale Technologien nicht anwenden oder – schlimmer noch – aufgrund fehlender Ausbildung des Nachwuchses nicht anwenden können. Alle Marktbeteiligten, allen voran Betriebe und Beschäftigte, aber auch Interessenvertretungen, Politik und natürlich wir als Bundesagentur für Arbeit sollten diese Herausforderung annehmen und aktiv begleiten. Deshalb müssen alle Bemühungen darauf abzielen, in Ausbildung und junge Menschen zu investieren – denn die Auszubildenden von heute sind unser Gewinn für die Zukunft im Land Brandenburg."

Nele Techen, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg: „Wer junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung begeistern will, muss ihnen gute Rahmenbedingungen bieten. Dazu gehören eine möglichst früh beginnende praxisnahe Berufsorientierung sowie transparente und wertschätzende Bewerbungsverfahren. Junge Menschen brauchen zum Start in das Erwerbsleben gute Ausbildungsbedingungen im Betrieb und verlässliche Beschäftigungsperspektiven nach Abschluss der Ausbildung. Dies bieten tarifgebundene und mitbestimmte Unternehmen. Wir setzen uns deshalb für eine höhere Tarifbindung und stärkere Mitbestimmung in Brandenburger Unternehmen ein. Tarifbindung muss beispielsweise verbindliches Kriterium bei der Verleihung des Brandenburgischen Ausbildungspreises werden und nicht nur eine Empfehlung bleiben. Zudem müssen Ausbildungsbetriebe besser erreichbar und die Mobilitätskosten für die Azubis leistbar sein. Die Wiedereinführung des Azubi-Tickets und Investitionen in Azubi-Wohnen sind deshalb wichtig, um betriebliche Ausbildung im Flächenland Brandenburg für Auszubildende attraktiv zu machen.“

Alexander Schirp, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg: „Die Wirtschaft hält Wort: Trotz der wirklich schwierigen Lage stehen die Unternehmen zur dualen Ausbildung und ihren Angeboten für den Fachkräfte-Nachwuchs. Sie bieten spannende und zukunftssichere Ausbildungsplätze, vom Augenoptiker bis zur Zerspanungsmechanikerin. Erstmals seit vielen Jahren liegt die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge wieder über der Marke von 10.000. Das ist ein beachtlicher Erfolg. Jetzt müssen wir gemeinsam weiter an den Rahmenbedingungen für die Ausbildung arbeiten, steht doch auf der anderen Seite die große Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen. Noch immer ungelöst ist das Thema Azubi-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Auch das Wohnungsangebot für junge Menschen in Ausbildung in den Städten ist immer noch schwierig. Ein weiterer Schwerpunkt der politischen Arbeit sollte es sein, die Ausbilderinnen und Ausbilder zu stärken. Sie sind der Schlüssel für motivierte und qualifizierte junge Menschen, die die Betriebe nach ihrer Lehrzeit weiter nach vorne bringen. “

MUDr./ČS Peter Noack, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Land Brandenburg e.V.:  „Die Ausbildung in den Freien Berufen ist weit mehr als die Vermittlung von Fachwissen – sie ist der Motor für Transformation und Innovation in unserer Gesellschaft. Indem wir junge Talente fördern, ihre Kreativität entfalten und sie auf die komplexen Herausforderungen von morgen vorbereiten, sichern wir nicht nur die Qualität unserer Berufe, sondern tragen aktiv zur gesellschaftlichen Verantwortung bei, die unsere Freien Berufe ausmacht. Der Ausbildungskonsens ist ein wichtiger Schritt, um Nachwuchs systematisch zu stärken, Innovationen voranzutreiben und gemeinsam die Zukunft unserer Berufe nachhaltig zu gestalten.“

Jens Warnken, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus, für die Landesarbeitsgemeinschaft der Brandenburger IHKs: „Vor allem in der beruflichen Orientierung gibt es in Brandenburg noch viel Luft nach oben. Die Schüler und Schülerinnen aller Schulformen müssen frühzeitig – idealerweise ab der siebten Klasse – systematisch vorbereitet werden. Dafür braucht es aufeinander abgestimmte Instrumente, damit junge Menschen ihre Berufswahlkompetenz entwickeln und die richtigen Entscheidungen auf Basis ihrer Stärken, Schwächen, Interessen und Talente treffen können. Die brandenburgischen Unternehmen bleiben engagiert für die Fachkräftesicherung mit einer qualitativ hohen Aus- und Weiterbildung. Damit das so bleibt, braucht es gute Rahmenbedingungen."

Robert Wüst, Präsident des Handwerkskammertages Land Brandenburg: „Die Unterzeichnung des neuen Brandenburgischen Ausbildungskonsenses macht deutlich: Alle Partner bekennen sich zur dualen Ausbildung als Fundament für die Zukunft unseres Landes. Für das Handwerk heißt das, gute Ausbildung gezielt zu stärken – durch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung, moderne Lernorte und praxisnahe Berufsorientierung. Genauso wichtig ist, dass junge Menschen ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können. Dafür braucht es Unterstützung in den Betrieben, Begleitung durch die Schulen und Hilfsangebote, bevor ein Abbruch droht. Ausbildung gelingt aber nur, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen: bessere Mobilität im Flächenland und bezahlbarer Wohnraum. Nur so bleibt Brandenburg attraktiv.“

Arbeits- und Wirtschaftsminister Daniel Keller: „Gute Arbeit beginnt mit guter Ausbildung. Mit der Fortschreibung des Ausbildungskonsenses stärken wir das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung und sichern den notwendigen Fachkräftenachwuchs für unsere Unternehmen und damit für den Wirtschaftsstandort Brandenburg. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten brauchen junge Menschen Perspektiven – und die Betriebe verlässlich Fachkräfte. Um mehr Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen, führen wir bewährte Aktivitäten wie die Ausbildungsoffensive „Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft“ fort.  Das Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit steht auch in dieser Legislaturperiode für partnerschaftliches Handeln. Die enge Zusammenarbeit zwischen Landesregierung, Gewerkschaften, Verbänden und Wirtschaftskammern ist gerade in diesen herausfordernden Zeiten entscheidend, um tragfähige, sozialpartnerschaftliche Lösungen für wirtschaftliche Stabilität und Gute Arbeit im Land Brandenburg zu entwickeln.“

Sozial- und Gesundheitsministerin Britta Müller: „Eine fundierte, hochwertige Ausbildung ist der zentrale Baustein für die Fachkräftesicherung. Allein in der Pflege und in anderen Gesundheitsberufen werden wir in den nächsten Jahren aufgrund des demografischen Wandels eine Vielzahl von Stellen zu besetzen haben. Es gilt, geeignete junge Menschen, aber auch Fachkräfte aus dem Ausland, Quereinsteigende sowie Menschen mit Handicap für diese vielfältigen Berufsbilder zu gewinnen und erfolgreich für die unterschiedlichen Arbeitsfelder aus- und weiterzubilden. Damit trägt das Bündnis Gute Arbeit als Schulterschluss aller maßgeblichen Akteurinnen und Akteure auch in den nächsten Jahren entscheidend zur Fachkräftesicherung im Land Brandenburg bei.“

Bildungsstaatssekretär Hendrik Fischer: „Wir werden den Brandenburgischen Ausbildungskonsens in den nächsten Jahren – gemeinsam mit unseren Partnern – konsequent umsetzen, um die Chancen junger Menschen auf eine erfolgreiche berufliche Ausbildung weiter zu verbessern. Hierzu planen wir unter anderem die Einführung einer landesweiten Praktikumsplattform, die das Suchen und Finden von Praktikumsplätzen erleichtert und einen direkten Vertragsabschluss ermöglicht. Mit der bevorstehenden Pilotierung einer Berufswahl-App wird den Jugendlichen ein zeitgemäßes Instrument zur Verfügung gestellt, das den Übergang von der Schule in das Berufsleben begleitet.“

Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt: „Gute Ausbildungsbedingungen sind auch in den ländlichen Regionen Brandenburgs essenziell, um dringend benötigten Nachwuchs für unsere Grünen Berufe zu gewinnen.

Viele Betriebe der Grünen Berufe sind unglaublich aktiv. Das Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz und die zuständige Stelle für die Ausbildung in den Grünen Berufen beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung unterstützen Azubis und Betriebe auf Ihrem Weg durch Information, Organisation und Beratung. So können wir mithelfen, dass mehr Azubis ihre Ausbildung erfolgreich beenden und später als qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Betrieben die Zukunft der Brandenburgischen Landwirtschaft mitgestalten. Gerade auch durch den Klimawandel sind die Grünen Berufe vor besondere Herausforderungen gestellt, denn sie produzieren meist unter freiem Himmel. Ausbildung ist hier Innovationstreiber, denn durch die Ausbildung wird jeden Tag, das ehemals Gelernte – mit neuesten Kenntnissen – ergänzt. Die junge Generation ist offen für Transformation, damit Produktionsgrundlagen und die Natur in Balance bleiben. Wir müssen sie motivieren dies aktiv zu tun. Wo ginge dies besser als in der Grünen Branche."

Hintergrund:

Das „Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit“ wurde am 11. Mai 2016 gegründet. Dem Bündnis gehören unter Vorsitz von Ministerpräsident Woidke das federführende Wirtschafts- und Arbeitsministerium, das Bildungsministerium, das Gesundheitsministerium, die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Unternehmensverbände Berlin und Brandenburg, die LIGA der freien Wohlfahrtsverbände sowie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit auf Spitzenebene an. Handlungsschwerpunkte des Bündnisses sind unter anderem Fachkräftesicherung, gute Ausbildung, Stärkung der Sozialpartnerschaft, höhere Tarifbindung, sicheres und gesundes Arbeiten sowie Arbeitsmarktintegration von benachteiligten Gruppen.