Fischer: „Energiewende muss endlich mehr sein als Stromwende“
Staatssekretär bei Inbetriebnahme des Windwärmespeichers der Enertrag in Nechlin
Nechlin, 6. März 2020. „Aus der bisher als Stromwende betriebenen Energiewende muss endlich eine echte, energieträger- und sektorenübergreifende Energiewende werden. Das bedeutet: Erneuerbare Energien dürfen nicht mehr nur in der Form von Elektrizität, sondern sie müssen auch in gasförmiger und flüssiger Form die Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie durchdringen. Power-to-X-Technologien und Wasserstoff kommt dabei eine besondere Rolle zu.“ Das erklärte der Staatssekretär im Energieministerium Hendrik Fischer heute bei der feierlichen Inbetriebnahme des Windwärmespeichers der Enertrag AG in Nechlin (Landkreis Uckermark). „Der Speicher ist ein gutes Beispiel dafür, wie mittels der Power-to-Heat-Technologie überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien für die Wärmeversorgung genutzt werden kann. Er leistet einen Beitrag dazu, dass auch die Wärmewende endlich vorankommt“, sagte Fischer.
„Vom Energiebedarf in Deutschland entfallen nur etwa 20 Prozent auf den Stromsektor, weitere rund 30 Prozent auf die Mobilität und etwa 50 Prozent auf den Wärmesektor“, hob Fischer hervor. An die Bundesregierung appellierte er, „ihre jahrelange Fixierung auf den Energieträger Strom zu beenden“ und die Weichen für die Energiewende so stellen, dass auch der Energiebedarf der Sektoren Wärme, Industrie und Mobilität tatsächlich sukzessive mit erneuerbaren Energien gedeckt werden kann. „Die Energiewende wird nur mit einem Mix der Energieträger funktionieren, nicht mit Strom alleine“, sagte der Staatssekretär.
Zum Windwärmespeicher Nechlin:
17 Windenergieanlagen bei Nechlin erzeugen jährlich etwa 70 Millionen Kilowattstunden Strom. Der Windwärmespeicher, der über ein Stromkabel direkt mit dem Windfeld verbunden ist, nimmt die Energie auf, die an besonders windigen Tagen nicht ins Netz eingespeist werden kann. Mit diesem überschüssigen Windstrom wird mittels Heizspiralen rund eine Million Liter Wasser im Speicher auf 93 Grad Celsius erwärmt. Bei Bedarf wird das Warmwasser dann in das örtliche Nahwärmenetz abgegeben und kann das Dorf laut Enertrag bis zu zwei Wochen vollständig mit Wärme versorgen.
Der Windwärmespeicher Nechlin ist ein Bestandteil des Verbundprojekts WindNODE, in dem 70 Partner daran arbeiten, nachhaltige und übertragbare Musterlösungen für die Energiewende zu entwickeln. Unterstützt wird das Speicherprojekt über das noch bis Ende November dieses Jahres laufende Sinteg-Programm des Bundeswirtschaftsministeriums, dem Programm zur Förderung der Schaufensterregionen für die Energieversorgung der Zukunft.
Im Nahwärmenetz Nechlin wird im Rahmen von Sinteg getestet, wie Orte vollständig mit Windstrom beheizt werden können, der bisher durch Abregelungen ungenutzt blieb. Das Projekt ist ein Test für die nahegelegenen Städte Prenzlau und Pasewalk.