„Aus der Stromwende muss endlich eine echte Energiewende werden“
Wirtschafts- und Energieminister Steinbach bei den Windenergietagen in Potsdam
Potsdam, 7. November 2019. „Aus der bisher als Stromwende betriebenen Energiewende muss endlich eine echte, energieträger- und sektorenübergreifende Energiewende werden!“ Das forderte Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach heute bei den vom Bundesverband WindEnergie ausgerichteten Windenergietagen in Potsdam. Vom Energiebedarf in Deutschland würden nur etwa 20 Prozent auf den Stromsektor entfallen, weitere rund 30 Prozent auf die Mobilität und etwa 50 Prozent auf den Wärmesektor. „Die erneuerbaren Energien dürfen daher nicht nur für die Erzeugung von Elektrizität genutzt werden, sondern auch in gasförmiger und flüssiger Form für Wärme, Verkehr und Industrie“, erklärte der Minister.
Eine besondere Rolle komme dabei Power-to-X-Technologien und Wasserstoff zu – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der damit verbundenen Chancen für die Lausitz. Denn grüner Wasserstoff ermögliche die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und Industrie. „Und die Sektorenkopplung ist unerlässlich für den Erfolg der Energiewende und mehr Klimaschutz“, so Steinbach. Die Anwendungsmöglichkeiten für grünen Wasserstoff seien vielfältig. Beispielhaft verwies der Minister auf die Stahlindustrie in Eisenhüttenstadt, wo grüner Wasserstoff als Ersatz für Koks zur Reduzierung des Eisenoxids im Hochofen genutzt werden könnte, oder die Chemieindustrie in Schwarzheide.
„Wenn wir auf grünen Wasserstoff setzen, müssen wir gleichzeitig aber auch unsere Anstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien verstärken“, hob Steinbach hervor. Dies sei auch im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung verankert. Bei der Windenergie bleibt es bei dem bereits in der Energiestrategie des Landes Brandenburg ausgewiesenen Ausbauziel von 10,5 Gigawatt bis 2030. Deutlich erhöht werden sollen die Photovoltaikkapazitäten.
„Im Koalitionsvertrag haben wir außerdem festgelegt, dass Repowering – also die Modernisierung und Leistungssteigerung vorhandener Anlagen – und der Ausbau von Windkraft nur außerhalb eines Radius von 1.000 Metern zur Wohnbebauung stattfinden darf“, erklärte Steinbach. Dies entspricht auch der Regelung im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, wonach durch eine Änderung des Baugesetzbuches ein Mindestabstand von 1.000 Metern zur Wohnbebauung eingeführt werden soll. Brandenburg betritt mit dieser Festlegung kein Neuland: Bereits im Juni 2009 hat die seinerzeitige Landesregierung eine 1.000-Meter-Abstandsempfehlung auf den Weg gebracht.
Verstärkt werden soll die Beratung in Sachen Windkraft. So ist geplant, dass die Anfang 2019 bei der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) eingerichtete Beratungsstelle für Erneuerbare Energien zu einer Dialog- und Servicestelle für die Energiewende im Land Brandenburg weiterentwickelt werden soll. In der vorhandenen Beratungsstelle kooperiert die WFBB mit dem Kompetenzzentrum für Naturschutz und Energiewende (KNE). Während die WFBB schwerpunktmäßig bei technischen Fragen berät, betreut die KNE Konfliktfälle vor Ort.
Abschließend sagte Steinbach, dass sich mit dem Rückbau und dem Recycling ausgedienter Windenergieanlagen ein neues Marktfeld entwickeln werde. Derzeit sind in Brandenburg noch etwa 200 Anlagen in Betrieb, die älter als 20 Jahre sind. Rund 2300 Anlagen sind zwischen 10 und 20 Jahren alt. „Folglich wird in den nächsten Jahren die Nachfrage nach innovativen Recyclingangeboten steigen“, erklärte der Minister. Darin liege eine Chance für Brandenburg. Die neue Landesregierung werde Anreize dafür schaffen, dass die Wertschöpfungskette dieses jungen Wirtschaftszweiges im Land auf- und ausgebaut werde.