„Wir brauchen schnell einen Markt für erneuerbaren Wasserstoff“
Wirtschaftsminister Steinbach heute bei Energiefachtagung in der Lausitz
Schipkau, 27. Januar 2020. „Wir brauchen schnell einen Markt für erneuerbaren Wasserstoff. Denn nur mit tragfähigen Geschäftsmodellen werden die Investitionen ausgelöst, die wir für den Hochlauf einer Wasserstoffproduktion jetzt brauchen.“ Das erklärte Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach bei der Lausitzer Energiefachtagung, zu der heute Experten aus Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und Politik in Schipkau zusammengekommen sind. Die Tagung steht unter dem Thema „Wasserstoffanwendungen in der Lausitz“.
Minister Steinbach verspricht sich von einer erneuerbaren Wasserstoffwirtschaft „wichtige wirtschaftliche Impulse für das Energieland Brandenburg und Unterstützung für den Strukturwandel in der Lausitz“. Ziel sei es, dass die Lausitz Energie- und Industrieregion bleibe. „Dazu müssen wir innovative Energietechnologien aus dem Forschungsstadium in die Anwendung bringen. Die Voraussetzung dafür ist, dass aus der bisher lediglich als Stromwende betriebenen Energiewende endlich eine echte, energieträgerübergreifende Energiewende wird. Das bedeutet: Erneuerbare Energien dürfen nicht mehr nur in der Form von Elektrizität, sondern sie müssen auch in gasförmiger und flüssiger Form die Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie durchdringen“, erklärte Steinbach. Power-to-X-Technologien und Wasserstoff komme dabei eine besondere Rolle zu.
Brandenburg sei nicht nur Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern habe sich auch sehr frühzeitig den Themen Sektorenkopplung und Power-to-X zugewandt, sagte Steinbach. Das weltweit erste Hybridkraftwerk (Wind + Elektrolyse + Batterie) ging 2011 in Prenzlau in Betrieb. In Falkenhagen wurde 2013 eine Power-to-gas-Pilotanlage errichtet und 2018 um eine Methanisierungsstufe erweitert, die seit kurzem „grünes“ Erdgas in Gasnetz einspeist.
Derzeit arbeite man intensiv an Brandenburgs Weg zur Wasserstoff-Vorreiterregion, betonte Minister Steinbach. Erste Wegmarken seien bereits erreicht mit der erfolgreichen Ansiedlung eines DLR-Instituts für CO2-arme Industrieprozesse oder dem Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) – eine der ersten Bundeseinrichtungen, die im Zuge der Strukturentwicklung in der Lausitz angesiedelt wurden. Auch verwies Steinbach auf das Pilotprojekt „H2Rail.Brandenburg“, in dem der emissionsfreie Speicherantreibe mit grünem Wasserstoff aus regional erzeugtem erneuerbarem Strom erprobt werden soll.
„Es gibt mittlerweile einen bundesweiten Konsens, dass die Energiewende ohne Wasserstoff nicht gelingen wird“, sagte Steinbach. Dazu bedürfe es aber politischer Weichenstellungen des Bundes und der Europäischen Union. Notwendig sei eine ambitionierte Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II in nationales Recht. „Brandenburg hat für seine darauf abzielende Initiative im Oktober 2019 eine breite Mehrheit im Bundesrat bekommen, jetzt ist der Bund in der Pflicht“, unterstrich Steinbach. Mit einer entsprechenden Umsetzung der RED II werde eine Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff in den Raffinerien ermöglicht. „Das kann und muss die Initialzündung für das Thema werden“, betonte der Minister.
Zudem müsse sich der Bund bei der für 2022/2023 geplanten Überarbeitung der EU-Flottenemissionsverordnungen dafür einsetzen, dass synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) auf die von der EU festgelegten Emissionswerte von Fahrzeugflotten angerechnet würden. „Dies würde eine Nachfrage nach E-Fuels bei den Fahrzeugherstellern auslösen, was ein weiterer Impuls wäre“, sagte Steinbach.