Premiere für netzautarke Schnellladestation
Die Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald (WFG) und ME Energy eröffnen gemeinsam die erste stromnetz-unabhängige Schnellladestation für Elektrofahrzeuge einer neuen Art in Brandenburg
Wildau, 22. September 2020. Premiere: Erstmalig wurde am 22. September 2020 eine stromnetzunabhängige Schnellladestation von ME Energy in Wildau eingeweiht und an die Wirtschaftsförderung des Landkreises Dahme-Spreewald übergeben.
Um 12:15 Uhr war es soweit. Mit tatkräftiger Hilfe zahlreicher Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft wurde symbolisch der Ladestecker gezogen, denn erstmals wurde ein E-LKW mit einem Schnellladevorgang aufgeladen – ohne Anschluss an das Stromnetz.
Die anwesenden Gäste der Eröffnungsveranstaltung, zu der die Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald und ME Energy gemeinsam eingeladen hatten, konnten durch die verschiedenen Grußworte die Relevanz des Anlasses sowie das große Potential des netzautarken Schnellladens erfahren.
So betonte Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE) des Landes Brandenburg in seinem Grußwort, die Schnellladesäule sei ein „ein wichtiges Puzzleteil, um die Landkarte der Elektromobilität in Brandenburg zu ergänzen und weiter auszubauen“. Damit sei die Ladesäule auch ein Beitrag zur Energiewende. „Die Energiewende ist bislang vor allem eine Stromwende. Wir brauchen aber eine echte Sektorenkopplung, um vor allem auch im Bereich der Mobilität und der Wärme die Freisetzung von Kohlenstoff zu reduzieren. Das Land Brandenburg unterstützt die Energiewende im Verkehr und deren infrastrukturelle Versorgung.“ Mit ihrer Ladetechnologie bringe ME Energie den Strom für elektrisches Fahren dorthin, wo er gebraucht werde. „Ein gutes DC-Netz kann helfen, noch bestehende Hemmnisse beim Umstieg auf ein Elektrofahrzeug abzubauen“, sagte Fischer.
Stephan Loge, Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald, sieht in der Entwicklung einen weiteren Beleg für die Modernität und die konsequente Innovationsförderung in der Region. "Autarke Ladesäulen sind für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur ein wichtiger Bestandteil und ein weiterer Schritt für eine ökologische und nachhaltige Daseinsvorsorge in unserem Landkreis", so Loge.
Eine weitere Perspektive auf den Anlass eröffnete den anwesenden Gästen Olav Wilms, Leiter Förderbereich Eigenkapital/Gründung der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und Geschäftsführer der Brandenburg Kapital GmbH: „Als Förderbank des Landes begleiten wir ME Energy bereits seit der Unternehmensgründung im Jahr 2018 auf vielfältige Art und Weise. Das Konzept der völlig neuartigen Schnellladesäulen hat nicht nur die ILB überzeugt, sondern auch die Jury des Businessplan-Wettbewerbs Berlin Brandenburg, bei dem das Unternehmen 2019 in allen drei Wettbewerbsphasen gewann. Seit der Gründung konnten wir ME Energy mit insgesamt rund 1,9 Millionen Euro aus verschiedenen Zuschuss- und Darlehensprogrammen sowie mit Venture Capital der Brandenburg Kapital unterstützen. Daher freuen wir uns ganz besonders über den heutigen, bedeutenden Meilenstein und wünschen ME Energy maximalen Erfolg bei der weiteren Entwicklung.“
Die Bundestagsabgeordnete Jana Schimke richtete persönliche Worte an Inès Adler und Alexander Sohl: „Die von Ihnen entwickelten Schnellladestationen können den Durchbruch der E-Mobilität in Deutschland bedeuten. Ich wünsche mir, dass es mehr mutige Gründer wie Sie gibt. Deutschland muss Standort für Innovation, Technologie und Erfindergeist bleiben und Aufgabe von Politik ist es, das zu befördern. Deshalb wünsche ich dem ME Energy Team viel Erfolg und bestes Gelingen für die elektrische Zukunft.“
Marc Anders, Stellvertreter der Bürgermeisterin der Stadt Wildau sagte, was zusammengehört, findet immer wieder zusammen: „Vor 130 Jahren waren das Wildau und der Schwermaschinenbau, heute überwiegt in Wildau Hightech und Wissenschaft. Als Hardware-Startup-Unternehmen vereinigt ME Energy beide Sektoren nachhaltig miteinander. Wir sind überzeugt, dass es mit ME Energy in den nächsten Jahren weiter spannend bleiben wird.“
Hintergrund
Die Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald ist Eigentümerin und Vermieterin des Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) sowie des Zentrums für Luft und Raumfahrt (ZLR) am Standort Wildau. „Eine Lademöglichkeit für Elektrofahrzeuge gehört zunehmend zu der von anspruchsvollen Mietern gewünschten Grundausstattung“, so Geschäftsführer Gerhard Janßen. ME Energy, ein vor 15 Monaten gegründetes und ebenfalls am Standort ansässiges Unternehmen, entwickelt und vertreibt stromnetzunabhängige Schnellladestationen. So war es naheliegend, mit einer der ersten Pilot-Schnellladestationen von ME Energy den ansässigen Unternehmen der Technologiezentren das schnelle Laden von Elektro- und Hybridfahrzeugen am Standort zu ermöglichen. „Ich freue mich über die unkomplizierte Umsetzung der gemeinsamen Projektidee. Mit der mobilen Schnelladestation können wir unseren Mietern eine Ladeinfrastruktur bieten, ohne aufwendige bauliche Maßnahmen durchführen zu müssen“, so Janßen bei der Inbetriebnahme.
Schnellladestationen von ME Energy sind transportabel und arbeiten vollkommen netzautark. Die Erzeugung des Ladestromes erfolgt CO2-neutral in der Schnellladestation selbst. Somit ist das schnelle Laden von Elektrofahrzeugen an jedem gewünschten Ort möglich – ohne Stromanschluss und folglich ohne kosten- und zeitintensive Erschließungsarbeiten, wie sie bei stromnetzgebundenen Ladesäulen in der Regel anfallen. Ermöglicht wird das in der heute in Betrieb genommenen und 60 kW leistenden Pilot-Schnellladestation durch ein mehrfach patentiertes Verfahren zur Verstromung von Bio-Ethanol.
Die Serienausführung wird mit dem Energieträger Bio-Methanol betrieben und eine Ladeleistung von 210 kW erzeugen. Methanol ist ein flüssiger Energieträger, der nicht aus Biomasse hergestellt werden muss, sondern beispielsweise durch die Speicherung von Wasserstoff oder aus „Abfallprodukten“ wie Hausmüll gewonnen wird. Im Erzeugungsprozess wird CO2 aus der Atmosphäre im Energieträger gebunden, das bei der späteren Umwandlung in Ladestrom wieder freigesetzt wird. Die Erzeugung des Ladestroms in der Schnellladestation selbst ist daher klimaneutral.
„Stromnetzbasierte und flächendeckend verfügbare Schnellladestationen wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe, die zumeist mit den immensen Erschließungskosten zusammenhängen“, sagt Alexander Sohl, CEO ME Energy, selbst Chemieingenieur und zusammen mit Inès Adler (CTO), Gründer von ME Energy. „Dabei ist genau die flächendeckende Verfügbarkeit von CO2-neutralen und wirtschaftlich zu betreibenden Schnellladestationen der Schlüssel für die Akzeptanz und den Durchbruch der Elektromobilität. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, schnelles Laden auch dort zu ermöglichen, wo es das Stromnetz nicht leisten kann. Wir freuen uns daher ganz besonders, dass wir heute gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald unsere Mission direkt vor der eigenen Haustür starten können. Im nächsten Schritt werden wir ein Serienprodukt mit 210 kW Ladeleistung für den Einsatz an jedem gewünschten Standort anbieten, denn unsere Kunden investieren viel lieber in ihre Mobilität als in eine unwirtschaftliche Infrastruktur“, ergänzt Sohl.
Über die ME Energy – Liquid Electricity GmbH (www.meenergy.earth)
Die ME Energy – Liquid Electricity GmbH ist der erste Anbieter und Betreiber von stromnetzunabhängigen und CO2-neutralen Schnellladestationen. Die Produkte und Services von ME Energy ermöglichen den wirtschaftlichen und flächendeckenden Durchbruch der Elektromobilität. Gegründet wurde das Unternehmen am 28. Februar 2019 von Alexander Sohl (CEO) und Inès Adler (CTO) in Wildau, Brandenburg, dem heutigen Unternehmenssitz. ME Energy wird seitdem aktiv von den beiden Business Angels und Investoren Helmut Bröker (ehem. CEO Porsche China) und Uwe Drechsel (ehem. Vorstandsmitglied Helios Kliniken GmbH) begleitet. Die Brandenburg Kapital GmbH, ein Beteiligungsfond der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), investierte zudem maßgeblich in die Unternehmung. ME Energy beschäftigt derzeit
11 Mitarbeiter*innen und hält im Bereich der Energieumsetzung in Ladestationen neun Patente. Das Unternehmen wurde mit dem StartGreen Award 2018 und mit dem Sonderpreis für Nachhaltigkeit 2019 und dem besten Konzept des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg (BPW) ausgezeichnet. Der Markteintritt mit Pilot-Schnellladestationen erfolgte im Juli 2020, die Aufnahme der Serienproduktion ist für das erste Quartal 2021 vorgesehen.